2001: Über gute Ratschläge und die Kommunikation
Es war in einem fernen Land und ein kleiner, ehrgeiziger Junge entschied: “Ich will mich ganz viel anstrengen, um etwas aus meinem Leben zu machen” und fortan passte er gut in der Schule auf, er war interessiert, hörte den Erwachsenen zu und wollte so schnell wie möglich so werden wie diese. Er wuchs und sammelte Ratschläge, die er nur konnte, um sich auf das Berufsleben vorzubereiten.
Und eines Tages war es dann soweit. Er stand auf der Schwelle zum Beruf und der wußte genau, er hatte eines sicher gelernt: ja nie die eigene Meinung zu sagen. Das hatten ihm viele Ratschlaggebende gesagt, dass dies das Schlechteste ist, was man im Beruf machen kann. Und siehe da, er kam gut an. Alle fanden ihn spannend, interessant und er ng sehr schnell an Karriere zu machen.
Und eines Abends hatte er die Idee: “Je länger ich meine Meinung nicht sage”, dachte er, “um so mehr muss ich behalten, wo ich was gesagt habe, damit ich nicht irgendwo das Falsche sage, und da dies nie meine Meinung ist, ist es für mich sehr viel schwieriger alles zu behalten.” “Also”, dachte er, “führe ich ab jetzt ein Meinungs- buch und schreibe ganz genau auf, wo ich welche Meinung vertreten habe, so dass ich nachlesen kann”. Ab diesem Zeitpunkt schrieb er genau auf, wann er welche Meinung wie vertrat und siehe da, seine Karriere startete ab dann erst richtig durch. Er war glücklich und schrieb jeden Abend alles auf. Und da er immer mehr Verantwortung bekam und immer mehr weltweit mit Menschen in Kontakt kam, wurde das Aufzuschreibende im- mer mehr. Er hatte schon zwei Bibliotheken voll geschrieben und so langsam wurde es viel. Doch er behielt es noch gut im Griff, aber er spürte genau, die Bücher drückten ihn und er musste immer häu ger nachlesen, was er wo vertreten hat, damit er konkurrent eine Meinung vertrat, die nicht die seinige war. Die Karriere ging weiter und die Bücher ut wuchs und wuchs und man sah dem Mann deutlich an, dass er fast mittlerweile die ganze Nacht benötigte, um aufzuschreiben welche Meinung er wo an diesem Tage vertreten hatte. Er wurde müde und krank. Seine Karriere bekam einen Knick, die Menschen mochten ihn nicht mehr und er schrieb immer mehr und immer schneller alles auf, um ja nicht noch schlechter dran zu sein. Doch offensichtlich war es zu spät. Sein Betrieb schloss ihn aus und der Mann war am Boden zerstört. Man sah ihn eines Morgens mit vielen, vielen Lastwagen ausziehen und er ward in dieser Stadt nie mehr gesehen. Die Leute sagten: “nun ja, steile Karriere birgt Gefahr in sich” und man vergaß ihn.
Nur die Menschen auf dem Land erzählten sich noch eine komische Geschichte: An einem Morgen kam of- fensichtlich ein Mensch aus der Stadt mit vielen Lastwagen an, in denen handgeschriebene Bücher lagen. Früh morgens räumte er sie alle aus den Lastwagen und häufte alle auf einen riesengroßen Haufen. Die Leute erzählen, dass er früh am Morgen diesen Haufen anzündete und ganz still neben dem großen Haufen, der lichterloh brannte, saß und weinte. Er weinte bis die letzte Flamme erloschen war. Man sagt, das Feuer dauerte drei Tage und drei Nächte. Der Mann verschwand dann, doch die Augenzeugen erzählen, er wäre so leicht weg- gegangen, dass man von seiner Traurigkeit während dem Verbrennen seiner Bücher nichts mehr spürte.