Das Altwerden – ein paar Gedankenspritzer

Hochsommer.

Ein Kunde (ein langjähriger Kunde) war so nett und lud uns auf das Zeltmusikfestival in Freiburg zu dem Abend von James Brown ein. Eine meiner Mitarbeiterinnen (deutlich jünger als ich) kam mit ihrem gleichaltrigen Freund, ich mit meiner Ehefrau.

Wir trafen den Kunden, der als Begleitung seine Ehefrau und seine beiden Töchter dabei hatte, in dem so genannten VIP-Zelt (nebenbei: hier sieht man mehr vom Zelt als von den VIPs).

Der Abend startete gut und bei einem Glas Bier war der einladende Kunde und ich, wie es sich für so einen Abend gehört, tief in Fachgespräche rund um aktuelle Themen vertieft.

Im Laufe des Abends verschwanden alle Begleiter und Begleiterinnen (die Mitarbeiterin, die Ehefrau...) in Richtung Konzert ins Haupt-Zelt.

Wir beiden Herren, vertieft in unser Gespräch, winkten ab und sagten „Geht ihr schon mal, wir kommen dann nach.“ und zogen uns in ein ruhiges Eckchen zurück.

Man hörte deutlich eine Vor-Band das Beste von sich geben. Irgendwann wurde es lauter, wahrscheinlich legte in diesem Moment James Brown los. Zu diesem Zeitpunkt schlich sich schon der Verdacht in uns ein: „Wir werden heute nicht viel von James Brown sehen.“ Es war laut und warm, also konzentrierten wir uns weiterhin auf unser spannendes Gespräch, was sich sehr gut entwickelt hatte.

Man trank noch ein Bier und ließ das Gespräch gedeihen. Da saßen wir nun, die beiden älteren Herren, ließen die „Jugend“ ins Konzert gehen und wir konzentrierten uns, was so Altherren tun, aufs Geschäft...

Gegen 23:30 Uhr kam die „Jugend“ wieder, sichtlich erbaut, verjüngt durch die Supermusik des Oldtimers James Brown. Dies war deutlich an ihren Gesichtern zu erkennen. Es gab kaum Verständnis für die beiden älteren Herren, die aber für alle sichtbar auch sehr zufrieden waren. Ein kleines Lächeln war jedoch auf den Lippen der „Jüngeren“ zu sehen.

Ich habe am Tag darauf lange über diesen Abend nachgedacht. So soll es wahrscheinlich sein: man lernt so wie es ist, wenn das Altern langsam auf einen zuschleicht - besonders an solchen Abenden.

Bei manchen Events hat man eben nicht mehr das Gefühl, dass man etwas verpasst, wenn man nicht teilnimmt, obwohl man sehr, sehr eng daneben sitzt. Dies ist für mich eine schöne Art und Weise, das Altern auf mich zukommen zu spüren.

Deshalb noch einmal: Ein herzliches Dankeschön an den Kunden für diese Einladung.

 

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